Die ECHA hat einen Bericht über Nanopartikeln in Produkten und deren Toxizität und Umweltgefährdungen veröffentlicht. Es handelt sich um eine systematische Überprüfung der wissenschaftlichen Literatur zu diesem Thema, die im Auftrag der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) durchgeführt wurde.
Hintergrund und Problemstellung
Nanomaterialien finden immer häufiger Anwendung in verschiedenen Produkten, z. B. in Textilien, Kosmetika, Farben und Lebensmittellagerungsmaterialien. Während die toxikologischen Eigenschaften von ungebundenen (pristine) Nanopartikeln gut untersucht sind, ist unklar, wie sich die Freisetzung und Umwandlung dieser Nanopartikel aus dem Produkt im Laufe seiner Nutzung auf deren Toxizität auswirken. Es besteht das Risiko, dass freigesetzte Nanopartikel neue toxische Profile aufweisen, da sie chemisch oder physikalisch verändert freigesetzt werden.
Methodik
Die Untersuchung erfolgte in zwei Arbeitspaketen:
(Öko)toxikologische Untersuchungen: Hier wurden Studien analysiert, die die (Öko)toxikologie von aus Produkten freigesetzten Nanopartikeln untersuchten.
Freisetzungsstudien: Untersucht wurden die Prozesse und Methoden, die zur Freisetzung von Nanopartikeln aus Produkten führen.
Insgesamt wurden 50 Studien zur (Öko)toxikologie und 203 Studien zur Freisetzung von Nanopartikeln ausgewertet.
Ergebnisse
Toxikologie
Die meisten Studien ergaben keine signifikanten Unterschiede in der Toxizität von freigesetzten Nanopartikeln im Vergleich zu den ursprünglichen, ungebundenen Nanopartikeln. Eine Ausnahme bilden freigesetzte Titandioxidpartikel aus Sonnencremes, die im Wasser eine höhere Toxizität zeigten.
Freisetzung
Nanopartikel werden während der Nutzung und Entsorgung von Produkten durch Abrieb, Leaching, Wetterbedingungen oder mechanische Einwirkung freigesetzt. Für einige Produkte wie Holz und Lebensmittelkontaktmaterialien existieren standardisierte Tests zur Untersuchung dieser Freisetzungen, für andere wie Kosmetika und medizinische Geräte hingegen nicht. Es wurde darauf hingewiesen, dass systematische Testprotokolle für viele Produktkategorien noch fehlen.
Schlussfolgerungen
Nanopartikel können während des Lebenszyklus eines Produkts freigesetzt werden, was potenziell sowohl Mensch als auch Umwelt gefährdet. Bisher gibt es jedoch nur wenige standardisierte Methoden zur Untersuchung der Freisetzung und Toxizität. Es ist notwendig, standardisierte Verfahren zu entwickeln, um die Exposition durch freigesetzte Nanopartikel besser zu bewerten.
Empfehlung für die Kommunikation
Hersteller und Verbraucher sollten auf die potenzielle Freisetzung von Nanopartikeln aufmerksam gemacht werden. Dies könnte durch eine verbesserte Kennzeichnung von Produkten geschehen, die Nanomaterialien enthalten. Zudem sollten standardisierte Testprotokolle entwickelt und in der Industrie verbreitet werden, um eine höhere Vergleichbarkeit von Studien zu gewährleisten.
Quelle: Originalveröffentlichung der ECHA